Donnerstag, 9. Januar 2025

Live-Musik bewegt mehr

Live-Musik löst deutlich stärkere Emotionen aus als gestreamte Musik. In verschiedenen Hirnregionen, die für die emotionale Verarbeitung wichtig sind, beobachteten Forschende der ETH in Zürich eine deutlich höhere Aktivität im Vergleich zu aufgezeichneter Musik.


Wie beeinflusst live gespielte Musik das Emotionszentrum im Gehirn? Das Fazit einer UZH-Studie: Live-Konzerte berühren die Menschen emotional stärker als Musik ab Tonträger. Sie verbinden die Musiker mit ihrem Publikum – was vielleicht auch das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozess geprägt ist.

Musik kann starke Emotionen auslösen – sei es nun beim Open-Air-Konzert, in der Oper oder bei einem Volksmusik-Anlass. Musik kann starke Emotionen auslösen. Frühere Studien zeigten bereits, wie das Hören von aufgezeichneter Musik die Hirndynamik für emotionale und imaginative Prozesse anregt. Wie aber ist es bei einem Live-Event, bei einem Open-Air-Konzert, in der Oper oder bei einem Volksmusik-Anlass? Reagieren die Hirnregionen unterschiedlich, je nachdem, ob die Musik gestreamt oder live genossen wird?


Live-Musik stimuliert das Gehirn stärker

Dieser Frage ging ein Team der Universität Zürich für Kognitive und Affektive Neurowissenschaften, nach. Die Forschenden untersuchten, wie Live-Musik und aufgezeichnete Musik die emotionale Verarbeitung im menschlichen Gehirn beeinflussen. 

Den Teilnehmenden wurden zum Vergleich dazu dieselben Musikstücke vom gleichen Pianisten als Aufnahme vorgespielt, allerdings ohne Feedbackschlaufe. Der Versuch zeigte, dass angenehme und unangenehme Emotionen, die in Live-Musik dargestellt wurden, eine viel höhere und konsistentere Aktivität hervorriefen als aufgezeichnete Musik. Die Live-Performance stimulierte zudem einen regeren Informationsaustausch im gesamten Gehirn, was auf eine starke Emotionsverarbeitung auf den affektiven und kognitiven Hirnebenen hindeutet.


Synchrones Erlebnis von Musizierenden und Publikum

Das Forschungsteam analysierte zudem, wie sich das Klavierspiel mit der Gehirnaktivität der Zuhörenden abstimmte und synchronisierte. Nur bei Live-Musik gab es beim Publikum eine starke Synchronisation zwischen dem subjektiven emotionalen Erleben und dem Gehirnsystem, das die Musik nach ihrer akustischen Qualität bewertet. Und nur bei Live-Musik stimmten die Merkmale der musikalischen Darbietung stark mit der Hirnaktivität der Hörenden überein – es kam also zu einer Art Koppelung zwischen dem Publikum und dem Musizierenden.


Schon immer haben Menschen Werkzeuge und Instrumente benutzt, um live Musik zu machen. Erst mit der technologischen Entwicklung im 20. Jahrhundert wurde die Verbreitung von aufgenommener  Musik mittels Tonträgern für alle Menschen zugänglich. Aber selbst heute, wo es Musik-Streaming-Dienste und hochwertige Lautsprecher oder Kopfhörer gibt, ist das soziale Erlebnis von Live-Konzerten unersetzbar. Der Mensch sehnt sich nach der emotionalen Erfahrung von Live-Musik

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