Samstag, 8. November 2014

Ein TV-Lagerfeuer für Deutschland? Streaming-Angebote: 24/7-Show für alle Situationen

Klar wurde an den Medientagen München dargestellt, dass das lineare TV-Programm mehr und mehr für jedermann zeitunabhängig verfügbar sein wird. Gewinner dieser Neuheit sind die Jugendlichen ab 14 Jahren, die bereits, mindestens einmal in der Woche, Bewegbilder im Internet sehen. Dies mit einem beachtlichen Anteil von 45 Prozent. 34 Prozent nutzen die Videoportale, 14 Prozent sehen zeitversetzt und acht Prozent live im Internet fern.


Ob auf dem grossen Bildschirm im Wohnzimmer oder auf dem Smartphone-Display in der U-Bahn: Der Nutzer entscheidet heute situativ über sein ganz eigenes Unterhaltungs- und Informationsprogramm. Fakt ist, dass immer mehr Menschen mobile Geräte besitzen und ihre Mediennutzung danach ausrichten. 73 Prozent der deutschen Bevölkerung verfügt über ein Smartphone, 42 Prozent sind mit einem Tablet ausgestattet.

Für die TV-Sender stehen die Erfolgschancen in der Verlängerung von Flaggschiffen wie Voice of Germany oder Germany's Next Top Model ins Internet. Allein fürs Internet werden beispielsweise 24/7-Show, Spots produziert. Die Trennung von TV- und Online-Redaktionen muss aufgehoben werden. Mobile allein ist nicht mehr ausschlaggebend, sondern das Thema Multi-Screen. Das Fernsehen ist nach wie vor Motor für alles. Streaming-Angebote verhelfen zu Markt-Expanding. Die grosse Herausforderung ist, wie sich das kommerzialisieren lässt. Streaming verändert die Nutzungsgewohnheit von Musik. Eine App der Partner Profit und Adidas biete massgeschneiderte Playlists, die individuell auf den Musikgeschmack und das Lauftempo des Jogger angepasst ist, mit einstellbarer Laufzeit und obendrein mit Empfehlungen für Laufstrecken in der Umgebung.



Wie wir was konsumieren ist eine Frage der Generation geworden. Fernsehen steht auf der Höhe wie noch nie. Drei Generationen diskutierten an den Medientagen München über die neue goldene Ära des Fernsehens viele kleine Lagerfeuer und die Kraft der Bilder. Obwohl noch viel linear gesehen wird ist es für junge Menschen keine Option mehr. 

Dem klassischen, linearen Fernsehen kehrt dabei allerdings vor allem die junge Zielgruppe zunehmend den Rücken. Immer mehr Zuschauer nutzen die Möglichkeiten der schönen neuen Fernsehwelt und konsumieren Programm wann, wo und wie sie wollen. Das grosse „20.15-Uhr-TV-Lagerfeuer", vor dem sich die Fernsehzuschauer, jahrzehntelang im heimischen Wohnzimmer versammelt haben, ist erloschen. In Zukunft glühen eher viele kleine Lagefeuer. Die Konkurrenz der nichtlineare Angebote zwingt die klassischen Fernsehsender, sich neu zu erfinden und Experimente zu wagen.

Die Fernsehdirektorin des Bayerischen Rundfunks, Bettina Reitz, sieht die Zukunft des klassischen Fernsehens in Live-Events, wichtigen Sportveranstaltungen oder grossen Shows. „Fernsehen hat die grosse Kraft, Ereignisse dann anzubieten, wenn sie stattfinden", erklärte Reitz. Weniger optimistisch beurteilte sie dagegen die Zukunft des Fernsehfilms, wenn er nicht gerade die Zugkraft eines „Tatort" hat. Deshalb arbeiten auch die Programmmacher des öffentlich-rechtlichen Fernsehens an neuen plattformübergreifenden Angeboten oder setzen auf ungewöhnliche Kooperationen, etwa mit dem Pay-TV. „

Pay-TV könne das neue goldene Zeitalter des Fernsehens durch exklusive und qualitativ hochwertige Inhalte prägen, versicherte Marcus Ammon, Senior Vice President Film bei Sky Deutschland. Zudem würden die neuen technischen Möglichkeiten und ein wesentlich verbesserter Kundenservice für steigende Nutzerzahlen sorgen.

Einig waren sich die Sendervertreter bei der Forderung nach einer neuen Relchweiten-Währung für den Fernsehmarkt. Schliesslich stamme die traditionelle Quote aus einer Zeit, in der es noch kein Internet gab, und sei als einzig gültige Wahrung längst überholt. Immer wichtiger werde dagegen die „gefühlte Reichweite“, also die Kommentierung und Diskussion einzelner Programme in den sozialen Netzwerken.

Im Hinblick auf die zunehmende Werbeverweigerung von Konsumenten und 

die Verlagerung vom klassischen, linearen Fernsehen zu Online-Diensten und dem Second Screen gelte es, neue und interessante Werbeformate zu finden. Personenbezogene Daten und Markenaffinitäten sind jedoch am interessantesten. Das Bewusstsein für Privatsphäre auch im Smart-TV-Bereich müsse man dabei erst noch schaffen.

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