Sonntag, 14. Dezember 2014

Überblick über den Ausbaustand von DAB+ in Europa

Die Schweiz und das Ausland 
Vergleicht man die schweizerische Digitalisierungsstrategie mit der Entwicklung im Ausland, so sind einige Ansätze zu einer Internationalisierung der Medienregulierung zu sehen. Aber die Medienpolitik ist primär eine nationale Angelegenheit. Ebenso werden Technologiefragen jeweils vor dem Hintergrund der jeweiligen Bedürfnisse national unterschiedlich beantwortet. Davon zeugen die zwischen dem Norden und dem Süden Europas feststellbaren, unterschiedlichen Einstellungen zum digitalen terrestrischen Fernsehen (Digital Video Broadcast DVB-T) oder zu DAB+. Auf eine koordinierte Digitalisierungspolitik unserer Nachbarn spekulieren zu wollen wäre vergeblich. Zu unterschiedlich sind ihre rechtlichen, wirtschaftlichen und medienpolitischen Verhältnisse (Diskussion um den Service Public).  

Derweil die östlichen und südlichen Länder Europas sich noch nicht stark für das terrestrische Digitalradio erwärmt haben, hat sich DAB+ insbesondere im Norden Europas etabliert. 

Deutschland 
In Deutschland ist digitales Radio im DAB-Standard seit 1995 verfügbar, doch blieb dem Digitalradio der Durchbruch versagt. 

Frankreich 
Am 20. Juni 2014 haben in den Städten Marseille, Nizza und Paris DAB+-Plattformen den Regelbetrieb aufgenommen. Damit ist auch der Conseil supérieur de l’audiovisuel (CSA), der französische Rundfunkregulator, auf den DAB+-Standard eingeschwenkt, nachdem vorher T-DMB als zentrale Verbreitungstechnologie für digitales Radio bevorzugt wurde. Der CSA wird nun anhand der Erfahrungen in den drei Städten einen Bericht über die Zukunft des digitalen Radios in Frankreich erarbeiten. 
Die grossen nationalen Privatradionetzwerke und der öffentlich-rechtliche Veranstalter Radio France, welche den grössten Teil der analogen UKW-Frequenzen unter sich aufteilen und die grössten Hörerreichweiten aufweisen, boykottieren DAB+ und setzen stattdessen auf eine spätere digitale Verbreitung über IP-Netze. 

Italien 
In Italien ist DAB+ seit 2012 im Regelbetrieb verfügbar. Ausgehend von einem Sendernetz im Trentino (Südtirol) breitete sich die DAB-Versorgung schrittweise auf praktisch alle Agglomerationen in Italien aus, mit den Schwerpunkten Norditalien, Rom und den wichtigsten Autobahnen. Ein weiterer Ausbau ist für 2015 geplant, und zwar sowohl für die Programme von RAI als auch für jene der kommerziellen Veranstalter. 

Österreich 

In Österreich ist derzeit ist kein digitaler Radioempfang verfügbar. Einzelne Testversuche sind in Evaluation, so eine Versuchsabstrahlung, welche gemäss ursprünglichem Fahrplan im 2. Quartal 2014 in Wien stattfand. 2013 bildete sich zudem der Verein Digitalradio Österreich. Die Vereinsmitglieder haben sich als Ziel gesetzt, Digitalradio in Österreich zu etablieren. Der öffentlich-rechtliche ORF wie auch der bundesweit über UKW ausgestrahlte Privatsender „Kronehit Radio“ sind jedoch nicht Mitglieder des Vereins und stehen als hauptsächliche UKW-Nutzer der Einführung von DAB+ skeptisch gegenüber.

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