Mittwoch, 25. September 2019

ARD/ZDF-Studie (IFA 5)




Der Begriff Rundfunk ist zwar belastbar und widerlegt Vorhersagen seines Niedergangs, es ist jedoch auch klar, dass sich das Tempo seiner Entwicklung beschleunigt. Verbraucher personalisieren ihr Seherlebnis, indem sie Apps abonnieren. Eine neue Ära des Multiscreen-Fernsehens wird eingeläutet, und in der Unicast-Video das traditionelle Broadcast-Video ablösen. Geräte sind verbunden und medienfähig.In China gibt es mittlerweilen mehr Smartphones und Konsolen als Fernseher auf der Welt. Das Internet der Dinge wird eine beispiellose Anzahl von Dingen mit Dingen und Dingen mit Menschen verbinden, die Anwendungen und Dienste, von denen wir noch nicht einmal geträumt haben.

Jährlich untersuchen ARD und ZDF in ihrer Studie "ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends" den Medienkonsum in Deutschland. Erstmals liegt bei den 14- bis 29-Jährigen der Bewegtbild-Konsum im Internet klar vor dem im Fernsehen. Auf sieben Stunden Medienkonsum kommt die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren laut ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019. Gegenüber dem Vorjahr sind die 420 Minuten ein Minus von 19 Minuten, dennoch bleiben sieben Stunden ein eindrucksvoller Anteil vom Tag. Den grössten Anteil der 420 Minuten verbucht dabei der Konsum von Video-Inhalten. Er hat mit 202 Minuten Audio-Inhalte (186 Minuten) überholt, nachdem. 2018 lag  Audio mit 202 zu 200 knapp vor Video lag. Text-Inhalte kommen auf 54 Minuten, büssten dabei 10 Minuten ein.

Spannend wird es, wenn man sich die Video-Nutzung im Einzelnen anschaut. In der Gesamtbevölkerung dominiert hier noch das Fernsehen gegenüber dem Online-Bewegtbild – mit 165 zu 36 Minuten. Zu den 165 Fernseh-Minuten gehören dabei 157 für “TV-Sendungen zum Ausstrahlungszeitpunkt”, 3 Min.für “Selbst / andere aufgenommene Sendung” und 5 Min. für “Mediatheken, YouTube”. Vor einem Jahr lag der TV-Konsum noch bei 171 Minuten, darunter 163 Live-Minuten, Netflix, YouTube & Co. haben bei den 14- bis 29-Jährigen das gesamte Fernsehen überholt. 

Die Kategorie “Video und Filme online” kommt im Gesamtpublikum schon auf 36 Minuten – ein Plus von 9 Minuten gegenüber 2018. Zu diesen 36 Minuten gehören 21 Minuten Streamingdienste wie Netflix, 9 Minuten Videoportale wie YouTube und 7 Minuten Newsportale, soziale Netzwerke, etc.

Der Blick auf die 14- bis 29-Jährigen, bei denen die traditionellen Medien-Nutzungsarten in den vergangenen Jahrzehnte keine so grosse Rolle spielen. Hier kommt das Fernsehen insgesamt nur noch auf 68 Minuten pro Tag, der Bewegtbildkonsum in Netz aber schon auf 81 Minuten. Erstmals überhaupt hat das Internet in Sachen Videonutzung also die TV-Inhalte überholt.

Den grössten Schub nach vorn machten bei den 14- bis 29-Jährigen die Streaming-Anbieter. Sie wuchsen innerhalb eines Jahres in dieser Bevölkerungsgruppe von 44 auf 53 Minuten. Netflix & Co. wird also pro Tag schon eine Minute mehr genutzt als Live-Fernsehen. Videoportale wie YouTube wuchsen von 26 auf 27 Minuten, Newsportale, soziale Netzwerke, etc. werden für Videos nun 3 Minuten genutzt, vier Minuten weniger als noch 2018.

Beim Audio-Konsum geht die Entwicklung in Richtung On-Demand-Inhalte. Zwar kommt das Radio hier in der Gesamtbevölkerung mit 151 Minuten noch auf einen klar grösseren Anteil als Streamingdienste und Musik bzw. Hörbücher auf CD & Co. (36 Minuten), doch bei den 14- bis 29-Jährigen liegt das Radio mit 82 zu 99 Minuten hier bereits hinter den Abrufmedien. Und auch hier wachsen vor allem Streaminganbieter wie Spotify und Plattformen wie YouTube. Auf 23 Minuten im Gesamtpublikum und 73 bei den 14- bis 29-Jährigen kommen die Anbieter bereits, Musik-Streaming spielt dabei mit 18 bzw. 58 Minuten die dominante Rolle. Das Hören von Musik, Hörbüchern und Hörspielen auf CDs, MP3s und Downloads schrumpft dabei deutlich – sowohl insgesamt, als auch bei den 14- bis 29-Jährigen. Interessant: Das Hören von zeitverstetzten Radiosendungen und Podcasts schrumpfte in der Gesamtbevölkerung, wuchs bei den 14- bis 29-Jährigen innerhalb eines Jahres aber von einer auf sechs Minuten.

Bitter für Verlage
Die Nutzung von Textinhalten liegt sowohl im Gesamtpublikum als auch bei den 14- bis 29-Jährigen klar unter Vorjahr: Mit 54 bzw. 63 Minuten gegenüber 64 bzw. 72 im Jahr 2018. Verluste gibt es dabei nicht nur für gedruckte Zeitungen und Zeitschriften, sondern auch für Online-Text. Dramatisch: Bei den 14- bis 29-Jährigen liegt der Konsum von gedruckten Zeitungen und Zeitschriften nur noch bei zwei Minuten pro Tag. Aber: Gedruckte Bücher kommen in dieser Altersgruppe auf stabile 12 Minuten, während E-Books hier sogar von zwei auf eine Minute schrumpften.


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