Sonntag, 1. November 2015

MEDIENTAGE MÜNCHEN 2015 (2) Wie sieht es beim Radioformat aus?


"Radio ist bei der Jugend vom Radar verschwunden". Aktuell will sich die Jugend vor allem in Online-Video ausprobieren. Der Hörfunk muss daher den Kontakt zu anderen Medien suchen und Kooperationen eingehen“. Spotify, Google oder Apple, lassen die Radiomacher in diesen Zeiten nicht immer ruhig schlafen: Neue globale Player, die bei den jungen Hörern angesagt sind, setzen das Radio im digitalen Markt unter Innovationsdruck. Wie kann sich das Radio neu aufstellen? Diese Fragen standen auch im Mittelpunkt des Radio-Gipfels bei den MEDIENTAGEN MÜNCHEN.

Die Digitalisierung wird das Berufsbild „Journalist/ln“ und die Arbeit bei Radiojournalisten und Print-Redaktionen verändern. Die Digitalisierung verändert alles: Distributionsformen, Inhalte, Konkurrenzsituationen. Multimediales Arbeiten wird zur neuen Normatität. Wer früher nur „Berichte mit Einblendungen" oder Texte produzierte, muss schon heute Fotos mitplanen oder Stücke in Content-Management-Systeme einbauen. Aber diese Job-Transformation ist längst nicht alles. Es entstehen auch neue Jobs. Audiencedevelopment und journatistische Softwareentwickler, Dataanalyst und Datenjournatistin sind nur vier Beispiele. Frage: Wie werden Redaktionen und Medienhäuser reagieren? Wie werden sich Hierarchien und Strukturen verändern?

Antwort: „Radio wird sich nur bewegen, wenn es nicht mehr anders geht. Innovation im privaten Radio kosten nun mal Geld. Daher werde immer nur gerade so viel investiert, „um mithalten zu können, aber nicht, um sich selbst nach vorne zu bringen. „Wenn Innovation im Radio nicht von oben, vom Programmchef gewollt ist, findet die Innovation nicht statt.“ 

Der Sender "Radioeins" plant, demnächst eine Abendschiene aus, mit einem neuen multimedialen Studio, eine Radiosendung fürs Netz zu produzieren. Ausser einem spannenden Programm zu machen, ist es heute die Herausforderung, auf neuen Plattformen präsent zu sein: „Radio muss multimedial arbeiten, seine Marke auf allen Kanälen ausspielen. Lust auf Innovation hat die Bauer Media Group. Unter der Marke „Bravo“ wurde ein Online-Only-Radio mit vier verschiedenen, sehr interaktiven Channels gestartet.

Innovation ist nicht Technik. Innovation muss in den Köpfen beginnen.“ Vor eineinhalb Jahren hat Deutschlandradio zu diesem Zweck ein Radiolab gegründet, in der Techniker und Redakteure gemeinsam Neues entwickeln. Die "Digitale Disruption" wird die Medienbranche zum Umdenken bringen, veränderte Geschäftsmodelle, aber auch viele neue Angebote. Der Vorteil der US-Riesen sind beispielsweise die riesige Reichweiten, exakte Login-basierte Nutzerdaten und die Technologie für datengesteuertes Marketing. Es wurde die Forderung aufgestellt "Die deutschen Vermarkter sind dringend gefordert zu kooperieren und müssen anfangen, ebenfalls Login-Modelle zu bauen“. Die nächsten Jahre werden richtig wild, nur Audio reicht nicht mehr!

Einen Schritt weiter scheint der gebührenfinanzierte ORF zu sein, der am Rande der Medientage München bekannt gab, seine drei nationalen und neun regionalen Hörfunkprogramme im ersten Halbjahr 2016 in einer smartphonegerechten App namens  Radiothek bündeln zu wollen.

Für Medienunternehmen ist es wichtig, dass sie sich bei den Verbreitungswegen und Inhalten stets zügig an die jungen Zielgruppen anpassen. Beispiel Inhalte auf Sport1: Morgens versorgt  der Sportkanal seine Fans mit kurzen knackigen Nachrichten, gegen Abend stehen dann Hintergrundberichte und Analysen an. "Sport1 ist längst kein Fernsehsender mehr, sondern ein Content Power House.“

Ein alter Streit wurde auch wieder an den MEDIENTAGEN MÜNCHEN 2015, über die Ausbreitung der Sendungen  weitergeführt, analog, digital, über UKW, DAB+, G5 oder WLAN? Der Streit wurde nicht mehr so verbissen geführt wie früher, sonder sachlich. Keine Sendeart; ob DAB+ oder über das Handy (G5), war als Gewinner auszumachen, sondern liegen sehr Nahe bei einander. Es wurde die Frage in den Raum gestellt, ob die Versorgung über die Datenleitung die Verbreitung schafft. Es scheint, dass die Sendeart „für alle“, gegen die „Einzelabfragen über die Datenleitung“, realistischer wäre. Es wird Digitalfunknetze und IP-Netze geben. Die Jugendlichen sind im Moment bei IP. Für Lokalradios ist es ein schwieriger Entscheid. Es gibt wichtigeres zum Entscheiden, als sich in der Kostenfrage der Technik zu verlieren.

Ein gesendeter Beitrag erreicht über das digitale Social Networks mehr Reaktionen und Kontakte vom Hörer zur Redaktion. Redaktionen und Journalisten müssen lernen damit umzugehen, denn der Zuschauer fühlt sich mit seiner Meinung eingebunden. Leserbriefe hatten früher längere Laufzeiten bis sie in der Redaktion ankamen. Sie waren feiner und überlegter abgefasst als die heutigen Kommentare, welche schnell mit Emotionen geschrieben und versendet sind.

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