Sonntag, 6. November 2016

30. Medientage München Mobile & me (1)



Die Medientage München boten bereits im Vorfeld, nach 30 Jahren, wieder ein breites Angebot an. Von relevanten Themen der Medien(-wirtschaft) über medien- und netzpolitische Fragen bis zu den technischen Innovationen. Die zentralen Themen in diesem Jahr waren: Apps, Cloud Services, DAB+, Digital Broadcasting DVB-T2, Radio Smart TV aber auch Datenschutz, Datensicherheit.

Bereits am ersten Tag wurden im Auftakt Panel Connect Cars, über die Zukunft der Medien- und Datennutzung im Auto offen und vertiefend gesprochen. Es geht nicht darum, wie man die Smartphone an Autoradio anstöpselt. Es ging um die gespeicherten persönlichen Daten. Grundlage sind Nutzerdaten und von Algorithmen gesteuerte Plattformen (ein Algorithmus ist eine Handlungsanweisung, ein Rezept, um ein bestimmtes Problem zu lösen). Dabei geht es nicht nur darum Inhalte überall und jederzeit für alle Endgeräte verfügbar zu machen, sondern auch optimal auf die Bedürfnisse und Stimmungen der Nutzer abzustimmen. 

Bei Connect Cars geht es um Navigation, Echtzeitverkehrsinformation, intelligentes Parken aber auch um Sicherheit Warnung vor Falschfahrern, Fahrzeugüberwachung, Wiederbeschaffung von gestohlenen Fahrzeugen, damit diese sogar deaktiviert werden könnten. Aber auch um Servicediagnose bevor das Auto eine Panne hat oder Verschleissdaten, wie oft wurde der Kofferraum geöffnet und geschlossen. Natürlich wird in die Cloud auch gespeichert welche Vergangenheit hatte ein Auto, welches man als Occasion gekauft hat. Eine Versicherung bietet dazu verbraucherabhängige Policen an. Wie entstehen die Daten? Wo werden sie verarbeitet? Oder können sie „Zeuge der Anklage“ werden. Ein Nutzer von Drive now hatte einen Verkehrsunfall und die Daten, aus dem Carsharing wurden aus der Cloud zur Klärung beigezogen. Einzelne Daten sind zum Teil im Fahrzeug gespeichert, z.B. die Navigation oder wie viele Personen waren im Fahrzeug, wenn die Airbags ausgelöst wurde. Es kann also der Unfallhergang rekonstruiert werden. Wenn das Fahrzeug still seht werden getrennte Daten beim Anbieter hinterlegt; Zielpunkt, Bankdaten, gefahrene Kilometer. Die Fahrzeugdaten werden auf gegen 100 Speicher vom Fahrzeughersteller im Fahrzeug gespeichert. Die Speicher sind im Auto eingebaut und es dürfen noch mehr werden. Viele Daten bleiben gespeichert und werden bei einem Verkauf nicht gelöscht!  Alle Speicher sind zwar von einander getrennt aber das Fahrzeug wird gesprächig. Wer darf nun bei Unfall wem, was und wieviel geben? In Deutschland ist alles im Datenschutz geregelt! Datenschutz ist im Grundrechtsschutz, aber noch nicht europäisch! Im Moment wird über eine europäischen Datenschutz Grundverordnung beraten, die Mitte 2018 die  Rechtsschutzlage auf eine neue Basis stellen soll. Eine wesentliche Fragen neben dem Datenschutz ist die Sicherheit! Die IT-Sicherheit betrifft den Schutz vor Hackerangriffen um das Fahrzeug verbotenerweise zu öffnen oder im schlimmsten Fall das Fahrzeug während der Fahrt auszuschalten. Wie geht die Datensicherheit mit personenbezogenen Daten um? Wie sicher werden die übertragen Daten gespeichert. Der Umgang und Nutzung mit personenbezogenen Daten ist verboten. Der Zugriff kann nur durch persönliche Zustimmung oder durch eine gesetzliche Rechtsvorschrift erfolgen.

Eine Expertise des ADAC machte dieses klar, wie es um die Datensicherheit im Auto ist steht. Es wurde festgestellt, dass unerlaubter weise gespeicherte Daten ausgelesen werden können, wo stand das Fahrzeug, wie ist das Fahrzeug geladen, wie ist der Batteriestand,  auch die Oelstandmessung wird automatisch übertragen. Bei einem namhafter Autohersteller wurde festgestellt, dass vergessen wurde die Software bzw. Nummer des Sicherheitsschlüssel zu löschen. Damit wäre es möglich gewesen bei 2,5 Millionen Connect Cars Fahrzeuge auf der Welt die Türe zu öffnen. Der Hersteller wurde über die Tatsache informiert, dieser wollte es aber nicht glauben, sondern erst als die Ingenieure es im Wald durch einen Hacker demonstriert erhielten. Bei Mobil me überraschte, dass alle halbe Stunden der Wasserstand abgefragt wird. Warum wird auch das öffnen des Kofferraum über 10’000 mal abgefragt und für den Service Techniker gespeichert? Es muss doch die Möglichkeit geben sich zu entscheiden, den Datenspeicher abzuschalten. Der Weg kann über eine vertragliche Transparenz geregelt werden, die dem Nutzer zeigt welche Daten ausgelesen und genutzt werden. Zwar weiss man, dass wir bei der IT, Facebook oder WhatsApp vorsichtig sein sollten, aber es gibt eine Gleichgültigkeit. Die Menschen stimmen einfach zu, man hat ja bei Facebook zugestimmt so kann man auch bei Daimler oder BMW zustimmen. Viele Anwender wissen wenig über die Apps die offline sind, aber trotzdem online Treckingdaten sammeln. Warum sind Handbücher so umfangreich? Warum gibt es keine Darstellungsform als Piktogramme, die anzeigt, dass das Fahrzeug verbunden ist, um es auzuschalten, wenn ich es will. Datenübermittlung stehen aber für die Produktsicherheit oft unter Patentschutz. Als Verbraucher sollte man kritisch beobachten was die Industrie anbietet. Beim Auto treffen einfach die Digitale- und die Analoge Welt zusammen. Analog ist der Verbrennungsmotor, der läuft lange fehlerfrei ohne Problem und update. Die Entwicklungszyklen in der Software sind kürzer und werden, wenn nötig ferngesteuert mit einem update im Service angepasst.

Mit der Vernetzung von Autos entstehen neue Geschäftsmodelle. Insbesonders mit den Daten aus den Fahrzeugen lässt sich viel Geld verdienen. Dementsprechend heiss dürfte es also bald im Kampf um diese Daten gehen. Die Autoindustrie bereitet sich auf eine Zukunft vor, in der Daten aus dem vernetzten Fahrzeug zum grossen Geschäft werden.

Am Schluss des Panel stand die Frage im Raum Datenschutz oder Datensicherheit?

Sensoren, merken wann man übermüdet ist, wie oft man blinkt. Es fragt sich, wenn der Automobilhersteller in den Daten Algorithmen erkennt, dass der Lenker nicht mehr Fahrtüchtig ist, muss er dann das Fahrzeug ausschalten?

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