Sonntag, 6. November 2016

Mobile & Me - Wie das Ich die Medien steuert (2)


Radio im Auto muss digital sein – aber über welche Wege?

Rückblicken waren die Medientage München 30 Jahre immer am Puls der Zeit und Bayern war Taktgeber für neue Entwicklungen. Das war schon während der Entwicklung der elektronischen Medien so und soll auch im Zeitalter der Digitalisierung weiter so sein. „Dort sein, wo die Hörer sind“: Das wollen alle Anbieter von Audioinhalten, ganz gleich ob sie die Nutzer über UKW, DAB oder eine App auf dem Smartphone oder Smart-TV erreichen. Die Frage ist nur, wem in Zukunft das Display gehört. Eine klare Antwort darauf lässt sich derzeit nicht geben.

Laut einer BBC-Studie würden 48 Prozent der Hörer zwischen 15 und 24 Jahren ihre Hörgewohnheiten im Auto verändern, wenn sich das Smartphone schnurlos mit dem Auto verbinden liesse. Hier besteht Handlungsbedarf, denn "wenn die Jungen die Verbindung zum Radio verlieren, wird es schwer, sie wieder zurückzugewinnen“. Insbesondere die Mediennutzung über das Display im Auto wird sich künftig stark verändern, zum Beispiel mit Blick auf autonomes Fahren. Radio im Auto muss digital sein, fordert ein Audi-Manager. Deshalb wären DAB und IP die idealen Verbreitungswege. Auf den UKW-Empfang im Auto will Audi künftig verzichten, um CO2 zu sparen: „Wir rechnen in Gramm.“

Deutschland will von der DAB+ Entwicklung im Ausland profitieren

In Grossbritannien hat die Group Managing Director Bauer Media über 40 private digitale Programmangebote, die sich bereits refinanzieren. Einheitliche, klare Marketing-Botschaften an die Hörerinnen und Hörer, zügiger Netzausbau und kreative Programmangebote von starken Marken, die die Hörerinnen und Hörer schätzen. BBC auf Apps, die für Hörer zum Beispiel ein personalisiertes Radioprogramm zusammenstellen.

In den Niederlanden beendet Digitalradio DAB+ die UKW-Frequenzknappheit und verhilft dem Privatfunk zu neuen Angeboten. Seit über fünf Jahren wird der enge Schulterschluss, mit den Produzenten und den Autoherstellern gesucht. Politik, Programmveranstalter, Netzbetreiber und Hersteller setzen gemeinsam auf DAB+. In Holland gibt es kein Zurück mehr zu UKW.

Die Schweiz setzt auf die Kooperation und den Konsens aller Marktbeteiligten. Dazu gehört auch die Förderung der privaten Anbieter, um während der Simulcastphase deren finanzielle Belastung zu mindern. Um die Übergangsphase mit einem parallel geführten Angebot der beiden Technologien möglichst kurz und die damit verbundenen Mehrkosten gering zu halten, laufen 2017 und 2018 schweizweit eine DAB+-Promotionskampagne. Der Umstieg auf die digitale Radioverbreitung wird in zwei Phasen erfolgen: Bis Ende 2019 sollen alle UKW-Programme auch digital auf einer DAB+-Plattform verfügbar sein. Schritt für Schritt soll anschliessend die UKW-Übertragung eingestellt werden. Das Budget für die Informationskampagne beläuft sich auf vier Millionen Franken für zwei Jahre und wird aus den Gebührenanteilen entrichtet, die in den letzten Jahren nicht an Veranstalter lokal-regionaler Programme verteilt werden konnten.

In Norwegen wird 2017 UKW schrittweise abgeschaltet. Aus internationaler Sicht ist das Signal klar: DAB+ ist der künftige Radiostandard.

In Deutschland war am Ende der Paneldiskussion klar, wichtig ist, Planungssicherheit für Veranstalter, Netzbetreiber und Produzenten. Nur so kann eine Investition in DAB+ langfristig von kommerziellen Anbietern refinanziert werden. Damit der Umstieg ermöglicht wird, sind Förderszenarien für private Anbieter denkbar, um die höheren Übertragungskosten während des Simulcastbetriebs zu mindern. Die Panelteilnehmer begrüssten auch die Gespräche der Bundesländer und der Bundesregierung mit dem zuständigen EU-Kommissar Oettinger für ein sogenanntes Multi-Norm-Radiogeräten. Eine verpflichtende Ausstattung von Radiogeräten, die neben UKW auch DAB+ empfangen können, würde der digitalen Hörfunkverbreitung den notwendigen Schub geben.

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