Montag, 3. Februar 2014

Ab 2016 mit Smartphones Lawinenopfer orten

Bildlegende: Mit zusätzlicher Hardware und der LawinenFon-App wird jedes Smartphone zum Lawinensuchgerät. Im Bild: der Prototyp des Galileo-LawinenFons.

Bald könnte es eine günstigere Alternative zu den aktuellen
Lawinenpiepsern geben: Forscher vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Prien entwickeln mit dem Galileo-LawinenFon ein System, das Smartphones um die Sende- und Such- funktionen eines LVS-Geräts ergänzt. Im Notfall orten die Handys verschüttete Lawinenpiepser mit Hilfe der Satellitennavigation, wobei sich die Signale des GPS-, des europäischen Galileo- und des russischen GLONASS-Satellitensystems kombinieren lassen. Projektpartner sind die Unternehmen proTime, VolmerInformationstechnik und die Hochschule Rosenheim – Bereich Elektro- und Informationstechnik. Das Bundes- ministerium für Wirtschaft und Technologie BMWi förderte das Vorhaben mit rund 1,7 Millionen Euro.

Auf direktem Weg zum Verschütteten

Wie handelsübliche LVS-Geräte verfügt das Galileo-LawinenFon über einen Sende- und Suchbetrieb. Aber im Gegensatz zu den bisherigen Piepsern spürt das System Verschüttete nicht nur entlang der Magnetfeldsignale auf, sondern bezieht auch Satellitensignale in die Suche ein. Da unsere Lösung mehrere verfügbare Satellitensysteme und Sensoren nutzt, ist die Ortungsgenauigkeit sehr hoch. Die Magnetfeldsignale werden dreidimensional erfasst, sodass Verunglückte innerhalb weniger Sekunden punktgenau orten und ihre Überlebenschancen erhöhen können.

Die neue Technologie führt auf direktem Weg zum verschütteten Wintersportler. Das Galileo-LawinenFon setzt sich aus einer Smartphone-App und der Hardware-Zusatzeinheit Galileo-SmartLVS zusammen, die über den USB- Anschluss mit dem Mobiltelefon verbunden wird. Sie ist zu allen neueren Smartphones kompatibel. Bestandteile des Galileo-SmartLVS sind eine 3D- Magnetfeldantenne zum Erfassen der Signale, ein Analog-Digital-Wandler, ein Satellitennavigationsempfänger, Beschleuni- gungssensoren sowie eine Reservebatterie. Die LawinenFon-App dient als Schnittstelle zwischen der Zusatzeinheit und dem Nutzer. Mit einem bereits von Fraunhofer und proTime patentierten Verfahren ist es möglich, aus den aufgezeichneten Signalen des Galileo-SmartLVS die direkte Position des Verschütteten zu errechnen.

Die Hochschule Rosenheim hat den mathematischen Algorithmus entwickelt, der dieses Verfahren in die Praxis umsetzt. Die Entfernung und Richtung des Opfers wird am Smartphone-Display angezeigt. Künftig soll die Oberfläche zudem darstellen, in welcher Tiefe der Verunglückte liegt.

Einen ersten Praxistest hat das Gesamtsystem bestanden: In der Galileo- Test- und Entwicklungsumgebung (GATE) im Berchtesgadener Land konnten die Forscher mit einem Prototyp einen verschütteten Piepser mittels Satellitennavigation zentimetergenau orten. Den Massenmarkt soll die Lösung in zwei bis drei Jahren erobern – ein guter Zeitpunkt, da auch das europäische Satellitensystem Galileo 2016 an den Start gehen soll. Bis dahin wollen die Wissenschaftler die derzeitige Empfangsreichweite des Galileo-LawinenFons von momentan cirka 30 Meter noch weiter erhöhen.

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