Montag, 3. Februar 2014

Erstmals Flug mit Motorsegler und 3D-Kamera am Mount Everest

Bildlegende: Flug mit Motorsegler am Mount Everest
(Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt )


Einem deutschen Team aus Piloten des Mountain Wave Project (MWP) und Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist eine Premiere am höchsten Berg der Welt gelungen. Erstmals flogen sie in einem Motorsegler am 8.848 Meter hohen Mount Everest entlang - mit an Bord eine 3D-Spezialkamera. Das im DLR-Schwerpunkt Sicherheitsforschung entwickelte neuartige Kamerasystem liefert die Grundlage für ein hochgenaues 3D-Modell der nepalesischen Everest Region mit einer Auflösung von bis zu 15 Zentimetern. Hangrutschungen und Überflutungen durch Gletscherseeausbrüche können mit den Aufnahmen besser vorhergesagt werden.

Eineinhalb Stunden Anflug benötigten MWP-Rekordpilot Klaus Ohlmann und Copilot Jona Keimer. Am 28. Januar 2014 flogen sie vom Basislager der Expedition am Flughafen von Pokhara in Nepal entlang des Himalaya bis zum Mount Everest. Dort nutzten sie atmosphärische Schwerewellen, sogenannte Mountain Waves, um schrittweise an Höhe zu gewinnen: "Trotz Windgeschwindigkeiten am Everestgipfel um 100 Kilometer pro Stunde waren die Bedingungen ideal", berichtet Pilot Klaus Ohlmann. "Ausgeprägte und an diesem Tag nahezu turbulenzfreie Hangaufwinde halfen uns schnell aufzusteigen." In einem Behälter unter der Tragfläche leistete die DLR-Spezialkamera MACS (Modular Aerial Camera System) ihre wissenschaftliche Arbeit über dem Dach der Welt.

DLR-Projektleiter Jörg Brauchle freut sich über die einwandfreie Funktion des 3D-Kamerasystems in Höhen über 8000 Meter: "Die Piloten haben großartige Arbeit geleistet. Wir konnten in eineinhalb Stunden alle geplanten Bereiche der nepalesischen Everestregion befliegen, darunter die berühmte Rettungsroute zwischen Lukla und dem Mount Everest“. Die Kamera muss die extrem kalten Temperaturen über den Gipfeln des Himalaya ohne Funktionseinbußen aushalten, beim aktuellen Flug unter minus 35 Grad Celsius. Deshalb hat die DLR-Spezialkamera schon vor dem Einsatz einige Härteprüfungen bestehen müssen, wie etwa Tests in der Unterdruckkammer, in mittleren Höhen über den Alpen und unter außergewöhnlichen Beleuchtungsbedingungen. Die Aufnahmetechnik des Kamerasystems war speziell auf die Besonderheiten von Hochgebirgsregionen ausgelegt. Drei seitlich zueinander geneigte Kameraköpfe ergaben einen Sichtbereich von 120 Grad und ermöglichten es, steile Hangstrukturen hoch aufgelöst aufzunehmen.

Anschliessend entstehen, mit den Aufnahmen am Computer, detaillierte farbige 3D-Modelle der überflogenen Gebirgsregion. Dabei kommt eine DLR-eigene Software zum Einsatz, welche ebenfalls zur Auswertung von satellitenbasierten Erdbeobachtungsdaten genutzt wird. "Steile Bergflanken stellen die größte Herausforderung in der Datenprozessierung dar", erklärt Jörg Brauchle. Das 3D-Modell erlaubt die Einbettung in ein Geografisches Informationssystem (GIS). Somit sind Analysen und Bewertungen unter Berücksichtigung von geologischen, hydrologischen sowie meteorologischen Daten über das Gefährdungspotenzial steiler Hänge und ausgedehnter Gletscher in schwer zugänglichen Gebirgsregionen möglich.

Bereits kurz nach dem geglückten Forschungsflug am Mount Everest wurden zusammen mit der Wissenschaftsorganisation der Himalaya-Anrainerstaaten ICIMOD erste Ergebnisse sowie Ideen zur Fortführung der gelungenen Kooperation besprochen. In einigen Wochen werden die ersten 3D-Modelle der überflogenen Region am Mount Everest vorliegen. Die Forscher berichten im DLR Blog über weitere Details ihrer abenteuerlichen Forschungsexpedition über dem Himalaya.

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