Sonntag, 5. Juli 2015

Ham Radio Friedrichshafen 2015



Bildlegende: FAGü (FunkAmateurGürtel)


An der 40. Amateurfunkaustellung Ham Radio in Friedrichshafen blickten die Funkamateure nicht nur zurück sondern auch in die Zukunft. Das Motto lautete “Raumstationen, Satelliten, Reflexionen: Amateurfunkkontakte ins All”. 

Wenn auch, wie in den letzten Jahre, das Durchnittsalter der Besucher höher wird, so zeigte sich, an der zum zweiten Mal stattfindenen “Marker World” ein Potenzial zur Verjüngung der Alterstruktur der Besucher. An der Ham-Rallay konnten Nachwuchsfunker, Kinder und Jugendliche zwischen acht und 18 Jahren mehr über das Morsen und Funken erfahren. Ein Erlebnis war dann sicher die ersten Peilungen mit einem Empfänger. 

Die Besucher und Organisatoren der HamRadio blickten zurück auf vierzig Jahre Amateurfunk-Ausstellung. “Die Ham Radio hat einige Meilensteine der Kommunikation erlebt”, erläuterte Petra Rathgeber, Projektleiterin der Messe, “wie die Einführung des Internet, des Mobilfunknetzes und des mobilen Internets. Und dennoch ist der Amateurfunk immer noch aktuell.” 



Die HamRadio ist auch immer ein Ort des Treffen unter alten Freunden. Fachvorträge sind ein Treffpunkt für Informationen direkt von Fachleuten aus Beruf und Hobby. Jedes Jahr ist es schwer, aus dem Strauss an Informationsveranstalltungen und Angeboten das richtige Thema auszuwählen. So war es 2015 wieder spannend, aktuelle Informationen über die Bandwacht zu hören. Auch das Hörertreffen des RÖI mit dem Freundestreffen DokuFunk hat den Reiz nicht verloren. Eine Überraschung gelang einer Funkamateur Initiative "NEW RADIO", für ein Amateurfunkgerät für die Zukunft. 

Wer am Samstag zum frühmorgendlichen Einstieg etwas zur Bandwachtarbeit erfahren wollte, stellte fest, dass die Bandwacht keine historische verstaubte Einrichtung ist. Staunen konnte man über die Offenheit der Referenten. Sie berichteten über ihre Arbeitsweise und, dass die Messstationen heute bundesweit fernbedienbar sind. Zur Peilung als Favorit gilt die Messstation, Hornisgrinde. Über Google Earth ist es möglich den Standort und die Antennenanordnung zu sehen. Der Messplatz in Konstanz ist von der Lage und Umgebung nicht ganz so ideal. Um verbotene oder störende Stationen zur Anzeige zu bringen, braucht es qualitative hohe Messresultate, die vor Gericht und Rechtsanwälten stand halten. International besteht eine gute Zusammenarbeit unter den Messstationen. In Europa können Feststellungen und Anfragen schnell über ein Gespräch, im Internet Chat, abgeklärt werden. Wegen der Zeitverschiebung werden Abklärungen in den USA über das Telefon erledigt. Ein Eingeständnis machten die Referenten, dass es heute Möglichkeiten gibt, Störungen zu lokalisieren,die es vor Jahren so nicht gab. 

Wer stört denn den Kurzwellenbereich? Dies sind Funkbojen  im 10 Meter Band. Diese senden Daten der Wellenhöhe, die Strömung im Wasser und den Standort des Fischnetzes per GPS. Da ist aber auch der Taxifunk. Taxifahrer haben im 10-Meter-Band mit der Zentrale über grosse Distanzen Verbindung. Mit dem hören von Radiostationen über Internet könnte man meinen es gibt keine Piratenstationen mehr zum orten. Für eine erfolgreiche Ortung ist ein dauerndes längeres stationäres Signal nötig! Was nicht legitim ist, wenn ein Amateurfunker ein störendes Funksignal im Amateurfunkbereich, einfach versucht zu stören, denn beide sind rechtswidrig. Als Zuhörer erstaunte, dass es im fernen Osten eine Sendeantennenanlage von 1,3 km Länge gibt. Der Zweck ist, nach unbestätigten Angaben, dass damit über eine Entfernung von 3000 km festgestellt werden kann wenn ein Flugzeug gestartet ist. 


Bildlegende: Ham Radio Flohmarkt 

Zum Thema der HamRadio passend, hielt Wolf Harrant (OE1WHC) am Freundestreffen DokuFunk, einen Vortrag zu Austromir 91. Alles begann 1989 mit einem öffentlichen Ausschreiben für die Suche eines österreichischen Kosmonautenkanditat, per Zeitungsinserat. Es meldeten sich damals 200 Bewerber, von welchen am Schluss 13 in die engere Auswahl kamen. 1990 wurden dann zwei Kanditaten bestimmt, die nach der UdssR zum Training eingeladen wurden. Gemeinsam mit dem Arzt Clemens Lothaller wurde Franz Viehböck für das sowjetisch-österreichische Weltraumprojekt Austromir 91 ausgewählt. Das Training war 1360 Stunden Theorie und 1590 Stunden praktische Ausbildung. Nach der zweijährigen Ausbildung entschied sich die sowjetische Raumfahrtbehörde für den österreichischen Astronaut Franz Viehböck. Am 2. Oktober 1991 startete Franz Viehböck zusammen mit dem russischen Kosmonauten Alexander Wolkow und dem ersten kasachischen Kosmonauten Toqtar Äubäkirow mit Sojus TM-13 vom Weltraumbahnhof Baikonur startete.

Im Vortrag schilderte Wolf Harrant auch über verschiedene administrative Probleme während dem Raumflug. Da war zum Beispiel das Problem, dass nur lizenzierte Amateurfunker mit einem Rufzeichen senden dürfen. Deshalb erhielt der österreichische Astronaut eine nachträgliche Schnellanweisung für das Funken im Amateurfunkbereich. Trotz allem konnte das Projekt “Schulkinder funken mit der MIR” erfolgreich durchgeführt werden. Wenn auch bei dem jährlichen Hörertreffen der Altersdurchschnitt steigt, blieb die Frage: Wie soll es mit den DX-Clubs weiter gehen? Die Tatsache; es ist immer noch faszinierend, Höramateur zu sein! Wenn es auch nicht mehr viele Kurzwellen Radiostationen sind, so gibt es noch viele Signale auf den Bändern aus fremden Regionen

Eine Überraschung gelang dem ÖVSV mit der Feststellung: Funkgeräte sollten nicht mehr so aussehen wie 1970. “NEW RADIO” Geräte sollen mit modernen technischen Ausstattung und Bedienkonzepten abseits 3-facherTastenbelegung ausgerüstet sein. Die Vorschläge und Wünsche der Initiative “Amateurfunkgerät für die Zukunft” wurde an die Europa Vertreter von ICOM und Kennwood überreichte. Die Initiative wird vom ÖVSV, dem DARC und der IARU Region 1 getragen. Eine wesentliche Forderung an das neue Amateurfunkgerät ist eine offen Firmware, um mit eigenen Applikationen experimentieren zu können. Dabei sollen sich die Funktionen immer an den aktuellen Entwicklungen orientieren.


Bildlegende: New Radio

Die Liste der Spezifikation für das „NEW RADIO“ umfasst: VHF/UHF SDR, drei bis fünf Watt HF (class AB), FM, C4FM, D-Star, DRM, (SSB), AMBE, CODEC2, Color Touche Screen, GPS, UMTS, LTE(SIM), HAMNET & Wifi (802.11gn), Android und OS, wasser- und staubdicht, abnehmbarer Lion-Akku, Lautstärke, Frequenz-Wahlschalter, Ksmeere, APRS+ Karte, externes Zubehör: Mikrophone, SD-Karte, Dockingstation, aktiv/passiv USB für Datenübertragung, u.v.a. Am Stand des ÖVSV war ein in Pappe aufgelegtes “NEW RADIO”. Dies hatte eine Handgrösse von 6 cm Breite mal 11 cm Höhe, und eine Antennenlänge von 3 cm.

Ob es den Initianten gelingt, mittels Dialog, den Amateurfunk  mit der Initiative in Zukunft sicherzustellen? Auf jedenfall versprachen die ICOM und Kenwood-Vertreter es an ihre Entwicklungsabteilungen weiter zu reichen. Gespannt, kann man sein ob sich Konkurrenten plötzlich zusammensetzen um die Entwicklungskosten tief zu halten. Eine Preiswunsch wurde von den Amateurfunker in der Initiative nicht genannt. Darum stellt sich heute schon die Frage: Ob die Industrie  von der Initiative auch einen Empfänger für Hörer mit UKW, MW, KW, DAB+, TV-Empfang mit Video oder Teletext ableiteten könnte? Bei der Übergabe der Initiative des “NEW RADIO” fehlt bei den Spezifikationen der Wunsch nach Langlebigkeit des Akku. Von den Smartphon weiss man, dass die Computersteuerung arg Energie verschleudert. Gespannt darf man auch sein wie lange die Entwicklungszeit sein wird. Im Moment sind diese so kurz, dass Unterhaltungsgeräte, bereits nachdem sie auf dem Markt sind, die nächste Neuheit kommt. Es fragt sich auch, ist das Zeitalter Amateurfunker mit Lötkolben vorbei? Ja diese ist vorbei, setzt man auf Produkte bei welchen SDR eingesetzt wird.

Heute ist fast jedes neue Amateurfunkgerät mit einem zunehmenden Teil mit einem SDR-System ausgerüstet. Manche brauchen noch einen einfachen Rechner für die Bedienung oder erledigen Teile der Verarbeitung in dem externen Rechner.

SDR-Technik enthält Potenzial um in Zukunft mit deutliche Veränderungen die mehr als 100 Jahre bekannte Funktechnik abzulösen. Funkamateure und Elektronikinteressierte aus der Makerszene werden sich daran beteiligen und die Potenziale der jeweiligen Entwicklungsfortschritte schnell in ihre Projekte und Anwendungen übernehmen und damit die Potenziale dieser Technik aufzeigen.  Die entwickelten Grundlagen waren bereits kommerziell in den ersten Geräte und Verfahren - teils seit über 20 Jahren - verfügbar. In den letzten Jahren haben sich Funkamateure zunehmend auch an der Entwicklung von SDR beteiligt. Das Thema bestimmt zunehmend den “funkerischen Alltag” und die Gerätetechniken.

Gespannt kann man sich auf die nächste HAMRADIO (24. - 26. Juni 2016) freuen, so kann man die Dauer von Entwicklung bis zur Marktreife verfolgen.


17 080 Funkbegeisterte und Kreativ-Köpfe besuchten Europas Leitmesse für Amateurfunk Ham Radio und das Tüftel-Event Maker World auf dem Messegelände in Friedrichshafen. „Ob Funkamateur oder Daniel Düsentrieb – die Messehallen waren voll mit interessiertem Publikum. 197 Aussteller präsentieren auf der Ham Radio ihre Produkte. Auf der teilweise parallel stattfindenden Maker World sind 60 Aussteller vertreten. 


Bildlegende: Maker World: Cosplayer