Sonntag, 23. Oktober 2016

(Studie 2) Was Smart-TV und HbbtV über uns verraten

Bei einer zweiten SmartTV Studie wurden zwei weitere aktuelle Geräte - eines von Loewe und eines von Philips - untersucht, was Smart-TV und HbbtV über uns verraten.

Loewe One 40

Von Anfang an waren beim Loewe One 40 relativ wenige Requests ohne Benutzerinteraktion zu beobachten. Insbesondere wurden keine Requests an Domains von Loewe selbst festgestellt. Die beobachteten Requests gehen stattdessen zu Diensten von dritten Anbietern. Möglicherweise bietet Loewe keine eigenen Online-Dienste an, sondern bindet stattdessen die Angebote von anderen Anbietern ein wie z. B. NetRange und Microsoft PlayReady. Erwartet wurden Requests zu Loewe Domains zum Update der SmartTV-Software. Diese konnten während der Laufzeit der Untersuchung jedoch nicht eindeutig zugeordnet werden.

Bei der erstmaligen Einrichtung des Loewe One 40 wird der Nutzer über zwei relativ kurz und übersichtlich gehaltene Bildschirmseiten mit Informationen zum Datenschutz mit im Wesentlichen folgendem Inhalt geführt:
  • Für den automatischen Update der SmartTV-Software werden Daten des Geräts erhoben und gespeichert.
  • Bei Verwendung von HbbTV werden Daten an Dritte gesendet, die für die Bereitstellung von HbbTV-Diensten erforderlich sind.
Diese Informations Seiten sind beim Einrichten so knapp gehalten, dass der Benutzer sie vielleicht tatsächlich liest, den wesentlichen Inhalt erkennen und so eine bewusste Entscheidung treffen kann. Beim Umschalten auf ein HbbTV-fähiges TV-Programm verzögert der Loewe One 40 das Absenden der Requests und die Einblendung des Red-Button-Labels um ca. 2 Sekunden. Beim schnellen „Zappen" gehen also u. U. auch keine Requests an die Sender. Darüber hinaus gibt es eine (leider etwas versteckte) Konfigurationsoption. Wenn diese Option aktiviert ist, werden die HbbTV-Request erst dann gesendet, wenn der Benutzer den „Red Button“ tatsächlich auch drückt. Mit dieser Konfiguration ist es damit leichter, fast alle Internet-Requests zu vermeiden, die bei normalem Betrieb als Fernsehgerät entstehen.

Philips 7100

Beim Philips AndroidTV sind ohne Benutzerinteraktion einige Requests zu verschiedenen GoogleServern sowie zu unbekannten Zielen zu beobachten. Das ist nicht überraschend, da Google als Hersteller des Android-Betriebssystems natürlich auch viele Hintergrunddienste bereitstellt. Die meisten dieser Requests sind verschlüsselt, so dass über Zweck und Inhalt der Requests nichts genaues gesagt werden kann. Ohne explizite Benutzerinteraktion (z. B. durch Aktivierung entsprechender Apps) wurden beim Philips SmartTV wesentlich weniger Requests zu den Servern von anderen Inhalte-Anbietern beobachtet als z. B. beim Samsung Gerät.

Verschlüsselte Requests gehen an verschiedene Server von Google: 

Domäne:
Ziel: —

Sobald bei der Ersteinrichtung des Philips AndroidTV der Internet-Zugang hergestellt ist, wird man aufgefordert, sich an seinem Google-Account anzumelden. Dies ist datenschutzrechtlich jedoch bedenklich, da davon auszugeben ist, dass Google die gewonnenen Nutzungsdaten zur Fernseh- und App-Nutzung über sämtliche Google-Dienste und über sämtliche Geräte des Nutzers personenbezogen erfasst. In diese Datenverknüpfung hat jeder Google-Nutzer bereits bei Anlage seines Google-Kontos eingewilligt. 

Auch ohne Anmeldung bei einem Google-Konto muss der Benutzer in jedem Fall die GoogleDatenschutzbestimmungen akzeptieren. Diese sind beim AndroidTV ebenso lang und unübersichtlich wie bei anderen Geräten bzw. Anwendungen, die auch auf Android basieren. D.h., dass in der Regel kein „normaler" Nutzer diese Ausführungen tatsächlich lesen, geschweige denn verstehen wird.

Die Erweiterung der Studie um zwei aktuelle Geräte von Loewe und Philips hat gezeigt, dass der Datenabgriff durch SmartTVs seitens der Hersteller durchaus mit unterschiedlicher Intensität erfolgt. Während das Samsung Gerät regelmässig verschlüsselte Daten an Hersteller-Domains - teilweise sogar auch im ausgeschalteten Zustand - versendet, verhalten sich die Geräte von Philips und Loewe in Hinblick auf die Datensammlung durch den Hersteller besser.

Bedenklich beim Philips Gerät ist die Verwendung des Android Betriebssystems, bei dem ohne Einflussnahme durch den Nutzer kontinuierlich Daten insbesondere an Google versendet werden. Verknüpft der Nutzer zudem seinen Philips SmartTV mit seinem Google-Konto, ist davon auszugeben, dass seitens Google sogar ein personenbezogenes Nutzungsprofil gebildet wird, in dem auch weitere Profildaten sämtlicher Google-Dienste kombiniert werden. Datenschutztechnisch kommt dies einer personenbezogenen Totalüberwachung des gesamten Internet- und Femsehkonsums gleich.

Loewe scheidet unter den Datenschutzgesichtspunkten der drei getesteten Geräten am besten ab. Insbesondere die übersichtliche Ersteinrichtung bei der Datenschutzfragen gefällt gut. Die Tatsache, dass bei schnellem Umschalten keine Daten per hbbTV an die Sender übertragen werden. Auch ein Datenversand an den Hersteller konnte beim Test nicht nachgewiesen werden.

Durch die Vollüberwachung der Zuschauer sowohl beim Fernsehkonsum als auch bei der App-Nutzung können genaue Merkmale abgeleitet werden, die beispielsweise Aufschluss über die Bonität, den Wohnort oder Religionszugehörigkeit der Smart-TVNutzer geben. So kann durch die IP-Adresse des Nutzers der Wohnort und in Metropolen sogar der Stadtteil des Nutzers identifiziert werden. Auch der Bildungsgrad eines Zuschauers ist über die Nutzung entsprechender Sendungen leicht nachvollziehbar.

Wie schützt man sich vor dem Request, dem Abrufen von Daten?

Bei den Tests wurde der eBlocker dazu verwendet, die vom Smart-TV Jjeweils abgesendeten http- und https-Anfragen zu protokollieren und zu analysieren. Über den Schutz von hbbTV-Nutzern hinaus ist der eBlocker dadurch in der Lage, die Anfragen zu Datensammlern und die Profilbildung aktiv zu unterbinden. Damit ist der Zuschauer beispielsweise auch vor dem Datenabgriff des Geräteherstellers geschützt.

Mit dem Anschluss eines eBlocker schützt sich der Konsument in der aktuellen Version bereits vor dem unbemerkten Datenabgriff bei der Verwendung von HbbTV. Dank der integrierten Analysefunktion, die auch für die Studie verwendet wurde, kann der über HbbTV hinausgehende Datenversand an Hersteller und Drittanbieter leicht erkannt und mit einfacher Definition von Blockierregeln unterbunden werden.

Aktuell wird von eBlocker am Aufbau einer Datenbank mit Regeldefinitionen für häufig verwendete smarte Geräte gebaut, die dann ganz einfach durch Nutzer dieser Geräte aktivert werden können. Es ist geplant, das eBlocker Anwender, die Gerätespezifischen Regeln mit eBlocker und anderen Nutzern zu teilen, so dass durch den Community-Effekt in kurzer Zeit viele smarte Geräte in der eBlocker Datenbank erfasst und abgesichert werden können. Für die illegalen Datensammler weniger erfreulich, aber für den Konsumten sicherer. Quelle: https://www.eblocker.com/de/

(Studie 1) Was verraten Smart-TV und HbbTV über uns? Erschreckendes!


Fernsehgeräte bergen laut einer SmartTV Studie eine Gefahr. Unbemerkt werden Daten aus dem Fernsehgerät über das Nutzungsverhalten des Anwenders aufgezeichnet und an Dritte weitergegeben. Ob man das will oder nicht. Fernseher mit Internetverbindung senden laufend Daten an den Hersteller, aber auch an Google, Amazon, YouTube und andere. Das sogar im Stand-by-Betrieb!

Wann werden SmartesTV Daten übertragen?

Nach Verbindung eines „smarten“ Fernsehgerätes mit dem Internet sind es nicht mehr nur die (Rundfunk-) Signale die empfangen werden, sondern vielmehr ein Rückkanal zu den jeweiligen Diensteanbietern. Damit stellen sich aus datenschutzrechtlicher Sicht zahlreiche Fragen, insbesondere, wann und welche personenbezogenen Daten bei Nutzung der unterschiedlichen Angebote fliessen? Wer nutzt diese Daten zu welchen Zwecken? Existiert eine Erlaubnis für das Erheben und die weitere Verwendung der Daten? Werden die Datenschutzgrundsätze eingehalten und inwieweit technisch-organisatorische Massnahmen dem jeweiligen Schutzbedarf entsprechen. Es darf nicht sein, dass die Unternehmen, die unrechtmässig erhobenen personenbezogenen Daten zu Geld machen und dadurch die Produktion ihrer Fernsehgeräte subventionieren und billiger auf den Markt bringen können.

Bei einer technischen Prüfaktion von Smart-TV Geräten von 13 Herstellern, die etwa 90 Prozent des Marktes in Deutschland abdecken wurde festgestellt, dass Daten bei der Nutzung der Geräte fliessen. Eine erste Untersuchung zeigte, dass ein Smart-TV direkt nach Inbetriebnahme dauerhaft und während des Betriebs zahlreiche Internet-Anfragen (sog. Requests = Senden an und Abrufen von Daten eines Servers) an unterschiedliche Anbieter sendet. Diese Requests senden dabei in der Regel Daten über das Verhalten des Nutzers. Einige dieser Requests sind geeignet genaue Nutzungs- und Persönlichkeitsprofile zu erstellen.

Samsung Serie5 Smart-TV

Für die Untersuchung in einem ersten Test wurde ein aktuellen Samsung Serie5 Smart-TV aus dem Jahr 2016 (UE40K5579) in der Standardkonfiguration belassen, so wie es wohl die meisten Kunden verwenden würden. Das Gerät wurde bei keinem Inhalteanbieter aktiv registriert oder angemeldet und es wurde kein Abonnement für einen Pay-TV-Sender oder für andere Dienste abgeschlossen. Das Smart-TV wurde per Antennen-Kabel an das Netz von Kabel Deutschland angeschlossen. Im Sendersuchlauf wurden nur „freie“ Kanäle verwendet. Das Gerät wurde per WLAN in ein abgeschlossenes lokales Netz integriert. In diesem lokalen Netz wurden ausser dem Smart-TV und dem WLAN-Router nur ein eBlocker sowie ein Laptop zur Auswertung der Daten betrieben. Das lokale Netz war per Kabel-Modem mit dem Internet verbunden.

Für die Durchführung des Test wurde das Fernsehgerät, wie ein normales in verschiedenen Anwendungsfällen getest. Ein angeschlossene eBlocker wurde dazu verwendet, die vom SmartTV jeweils abgesendeten http/https-Request zu protokollieren und zu analysieren. Bei umverschlüsselten http-Requests kann der eBlocker die genau URL sowie etwaige Meta-Daten der Anfrage analysieren und protokolieren. Bei httpsRequests wird der Datenstrom zwischen dem Gerät und dem Server verschlüsselt. Bei http erfolgt die Datenübermittlung ohne Verschlüsselung und kann so von Dritten mitgelesen werden. Selbst im StandBy-Modus werden regelmässig https- und http-Request abgesendet.

https-Requests
Domäne: lcprd2.samsungcloudsolution.net (54.246.181.131)
Ziel: Samsung
Domäne: osb.samsungqbe.com (52.29.248.210)
Ziel: Samsung
Domäne: script.ioam.de (91.215.103.64)
Ziel: InfoOnline (Datensammler zur Reichweitenanalyse)

Diese oder ähnliche Requests werden regelmässig (z.B. minütlich) wiederholt, so dass der Sender im Prinzip recht genau verfolgen kann, ob und wie lange eine Sendung gesehen wird. Die Requests von Sendern aus der gleichen Sendefamilie (z.B. „prosieben.de“ und „sat1.de“) gehen zwar an unterschiedliche URLs. Sie sind aber sehr ähnlich aufgebaut und verwenden teilweise die gleichen IDs in den Cookies, so dass es technisch kein Problem ist, diese Daten und damit das Fernsehverhalten auch senderübergreifend auszuwerten. Auch eine Trennung der Stromversorgung bringt nichts! Das Testgerät wurde auf den Sender „ARD HD“ eingestellt, ausgeschaltet, ca. 30 Sekunden vom Stromnetz getrennt und wieder eingeschaltet. Nach zwei Minuten nach dem Einschalten wurden wieder die Requests protokolliert. Viele Requests gehen an diverse Server von Samsung selbst. Aber darüber hinaus werden auch sehr viele Requests an kommerzielle Anbieter wie Netflix, Maxdome, TV-Digital, Ampya und andere gesendet. Dabei ist es ganz unerheblich, ob der Nutzer entsprechende Apps auf dem Gerät verwendet oder überhaupt einen Account bei einem dieser Anbieter besitzt. Einige Requests enthalten Identifizierungs-Cookies oder andere eindeutige Gerätekennungen, die sich auch nach Aus- und Wiedereinschalten des Gerätes nicht ändern. Diese sind geeignet, den Nutzer während der gesamten Lebensdauer des Smart-TV immer wieder zu erkennen.

Das untersuchte Gerät von Samsung ist unter Datenschutz- und Privatspähreaspekten eine Katastrophe. Es sendet permanent personenbezogenen Daten (wie die IP-Adresse des Nutzer) ohne Nutzerinteraktion und ohne dessen Einwilligung. Die Daten sind geeignet sehr genaue Persönlichkeitsprofile über den Nutzer, seine Interesse und seine häuslichen Gewohnheiten wie z.B. Anwesenheitszeiten aufzuzeichnen. Der Datenversand ist durch Konfigurationseinstellungen nicht ohne weiteres abstellbar. Der Einsatz des Gerätes ohne weitere Schutzfunktion birgt daher grosse Risiken für die Privatsphäre des Anwenders. Bei der ersten Studie darf nicht vergessen werden, dass nur ein Smart-TV der Marke Samsung untersucht wurde. Wie sich weitere Smart-TVs in Sachen Datensammeln verhalten lässt sich davon nicht automatisch ableiten, nur vermuten. Quelle: https://www.eblocker.com/de/

Freitag, 21. Oktober 2016

App oder Arzt  -  Wer gewinnt durch die Digitalisierung in der Gesundheitsbranche?

Das Gesundheitssystem ist im Wandel. “App oder Arzt? Wie Mobile Health das Gesundheitssystem verändert”. Es gibt inzwischen zahlreiche Entwicklungen im Bereich Gesundheits-Apps. Mit dem Smartphone wird alles gemessen - Schritte, sportliche Aktivitäten, Kalorien, Zucker- und Blutdruckwerte, Schlafzyklen und vieles mehr  -  und das teilweise sogar ohne, dass die Smartphone Nutzer davon wissen. iPhone und iWatch, beispielsweise tracken die Schritte einfach per default mit ohne die Nutzer explizit zu informieren.

Immer mehr Menschen laden sich Apps herunter, um ihre sportlichen Aktivitäten zu dokumentieren bzw. ihre Fitness zu steigern. Andere lassen sich täglich per App an die Medikamenteneinnahme oder das nächste Glas Wasser erinnern. Über 100.000 Gesundheits-Apps stehen in den App-Stores zur Auswahl. Durch die Nutzung der Apps fallen massenhaft Daten an: Pulsfrequenz und Blutdruck, verspeiste Kuchenstücke und inhalierte Zigaretten. Viele User gehen sorglos mit ihren Gesundheitsdaten um. Ihnen ist nicht bewusst, dass die erfassten Daten bei deutschen Start-ups oder bei US-Konzernen oft unzureichend geschützt sind.

Wer kann eigentlich etwas mit den vertraulichen Daten anfangen? Es liegt auf der Hand, dass Versicherungen an solchen Daten interessiert sind  -  schliesslich ist das doch die perfekte Grundlage für leistungsabhängige Versicherungs-Modelle und digitale Bonushefte. Ausserdem sind natürlich Trainer, Vertreter der Pharma Industrie und Ärzte interessiert.

Traditionelle Prozesse verändern die Kostenträger und werden künftig die neu entstehenden Strukturen vernetzen. Ausserdem ist eine weitere Frage spannend: Wer zahlt denn eigentlich? Es gibt zwei verschiedene Systeme; den 1. und den 2. Gesundheitsmarkt. Apps würden klassischerweise zum 2. Gesundheitsmarkt zählen  -  also zahlen Patienten anfallende Kosten selbst und werden nicht weiter an Krankenkassen oder Versicherungen übergeben. Es  gibt aber auch andere Modelle, bei denen die App User nichts zahlen.

App verwaltet alle Dokumente zur Gesundheit

Der digitale Wandel in der Medizin macht Riesenfortschritte. Das in Hamburg ansässige StartUp Connected Health hat mit "LifeTime" eine besonders pfiffige App entwickelt, die Medizinern und Patienten gleichermassen entgegenkommt. Mit der App können alle medizinischen Dokumente - wie Impfpässe, Röntgenbilder und Rezepte verwaltet werden. Seit dem Launch wird LifeTime zunehmend von Ärzten und Patienten erfolgreich zum direkten Datenaustausch verwendet. Mit derzeit 121 Hamburger Ärzten und hohen App-Downloads zeichnen sich die ersten Erfolge ab.

Den Umgang mit Daten müssen wir erst erlernen, inbesondere müssen wir lernen, welche Möglichkeiten uns diese Daten bieten. Insbesondere die Möglichkeit, medizinische Daten zu sammeln, zu bündeln und allzeit griffbereit zu haben führt zu besseren medizinischen Möglichkeiten.

Dennoch werden Ärzte nicht ersetzt  -  die Rolle wandelt sich nur hin zum Berater und Seelsorger. Maschine Learning und künstliche Intelligenz im medizinischen Bereich werden dazu führen, dass Maschinen immer mehr Probleme lösen und Daten verarbeiten und dabei weniger fehleranfällig sind als Menschen. Somit werden mit den neusten Entwicklungen in den Bereichen E-Health und mHealth die Grundlagen für eine bessere und umfassendere medizinische Versorgung geschaffen und alle Akteure gewinnen durch die Digitalisierung des Gesundheitssystems

50 Prozent aller verschriebenen Medikamente werden nicht eingenommen.

Der Grund dafür ist oftmals der Patient, welcher mit der richtigen Einnahme und Dokumentation überfordert ist. Die App MyTherapy soll diesem Problem beikommen. Es erinnert den Nutzer nicht nur an die nötigen Schritte einer Therapie, wie etwa Medikamenteneinnahme, notwendige Messungen oder verschriebene Aktivitäten, sondern dokumentiert auch wichtige Informationen. Blutzucker, Blutdruck und Gewicht können festgehalten und kontrolliert werden. Auch ein Tagebuch kann geführt werden, in dem der Patient sein tägliches Befinden einträgt. So entsteht nach und nach ein vollständiges Bild über den Therapieverlauf.

Medikamente können per Barcode-Scanner gespeichert werden, sodass eine ungenaue Dosierung ausgeschlossen ist. Durch die lückenlose Dokumentation lassen sich Veränderungen des Zustands frühzeitig erkennen und schnell behandeln. Besonders benutzerfreundlich ist, dass sich die gesammelten Informationen auch ausdrucken und dem Arzt vorlegen lassen.

Umwälzende Veränderungen in ein neues Medizin-Zeitalter

Digitale Techniken wird die Medizin revolutionieren. Mitdenkende Implantate oder das Labor auf einem Mini-Chip, welches auf seiner Reise durch den Körper Untersuchungsergebnisse in Zunkunft aus dem Innersten aufs Handy schickt. Wenn Herzen aus dem Drucker kommen und Roboter operieren, Injektionen setzen, Gewebeproben aus einem lebenden Organismus entnehmen und das Material untersuchen, bricht ein neues Zeitalter in der Medizin an. Was vielen derzeit noch unmöglich erscheint, ist zum Teil bereits medizinischer Alltag. Was heute schon in der Medizin möglich ist und wohin die Reise gehen wurde auf der PREVIEW zur MEDICA 2016 (11. - 17.11., Düsseldorf) aufgezeigt.


BildlegendeDas neue Assistenzsystem
benötigt lediglich fünf Minuten zum Platzieren der Nadel. © Fraunhofer


Knochen- und Organmodelle aus dem 3D-Drucker

Was leisten 3D-Druck in der Medizin wirklich? Technische Revolution oder medialer Hype? Die Medizinische Modellbau Manufaktur, fertigt auf Basis individueller Patientendaten dreidimensionale Kopien innerer Organe an. Aus bildgebender Verfahren wie CT oder MRT entstehen anatomische Modelle, die Organe oder Knochen mit Muskel- und Hautgewebe "originalgetreu" abbilden. Für die Medizin werden nach Bedürfnisse der spezialisierte Fachärzte, speziell angepasste, patientenspezifische, anatomische Modelle entwickeln und angefertigt. Das Projekt HumanX umfasst damit realitätsnahe medizinische Trainings- und Simulationsmodelle auf Basis von realen Krankheitsfällen. Angehende Ärzte können besonders komplexe und interessante Fälle zur Erweiterung ihrer beruflichen Erfahrung als wichtiges Übungsbeispiel nutzen. Der Mediziner kann so anatomische Gegebenheiten eines ausgesuchten Patientenfalls wie beispielsweise einen Herzklappendefekt vor und nach dem operativen Eingriff nachvollziehen und anhand beigefügter Patientendaten seine Kenntnisse überprüfen. 

Bis es möglich wird, implantierbare, lebende Organe - zum Beispiel eine Herzklappe - zu drucken, dürften noch einige Jahre vergehen - der Mensch ist halt kein starres Objekt und ändert sich mit dem Alter. http://www.mmm-3d.de/

Wenn Roboter feinfühlig Spritzen setzen

Die Ultraschalluntersuchung zeigt einen Schatten auf der Leber. Ein Tumor? Diese Frage kann oftmals nur eine Biopsie (Entnahme und Untersuchung von Material) beantwortet werden. Der Arzt nimmt mit einer langen  Nadel ein Stück des vermeintlich bösartigen Gewebes und lässt es im Labor untersuchen. Die Nadel für diese Entnahme präzise zu platzieren, ist jedoch alles andere als einfach. Zum einen gilt es sicherzustellen, dass der Arzt den Tumor erwischt - und nicht gesundes Gewebe einige Millimeter daneben entnimmt. Zum anderen darf die Nadel Adern, Nervenbahnen und Organe wie die Lunge nicht verletzen und durch knochenartige Strukturen wie die Rippen kann sie nicht hindurch. Um einen Überblick zu erhalten, macht der Arzt zunächst eine Computertomographie-Aufnahme. Anhand dieser manövriert er die Nadel an die richtige Stelle. Die gleiche Herausforderung stellt sich auch bei Therapiearten, bei denen über die Nadel Hitze, Kälte oder hochenergetische Strahlen gezielt in das erkrankte Gewebe geleitet und der Tumor somit zerstört wird. Roboter sollen künftig die Nadel schneller und Präziser an Ort und Stelle bringen. Roboter, die bisher in der Auto-Produktion tonnenschwere Karosserieteile durch die Lüfte jonglieren, können in Zukunft auch Injektionen setzen.

Robotertechnik steckt auch dahinter, wenn Menschen, die zum Beispiel querschnittgelähmt sind oder an einer neuromuskulären Erkrankungen leiden, bisher nicht ohne fremde Hilfe essen oder trinken können, wieder ein selbstbestimmtes Leben zurückgewinnen. Der Roboterarm JACO – eine Neuheit, des Erlanger Unternehmen ORFOMED demonstrierte auf der PREVIEW die technische Entwicklungen, neueste Materialien und mikroprozessorgesteuerte Systeme, die helfen fehlenden, motorischen Fähigkeiten zu verbessern. http://www.orfomed.de/

EKG-Aufzeichnung und Auswertung per App


Bei Menschen mit Herzbeschwerden ist es oft so, dass Intensität und Häufigkeit der Symptome variieren. Die Ungewissheit, ob die Schmerzen gefährlich oder harmlos sind, ist für viele schwer abzuschätzen. Ein Lösungsansatz zur Bekämpfung dieser Ungewissheit verspricht eine durch den Nutzer eigenständig durchgeführte EKG-Aufzeichnung und -Auswertung per App.

Die einfache Anwendung erfolgt mit einer kostenlosen App, einem EKG-Kabel und nur vier Elektroden. Das Herz wird aus 22 Blickwinkeln betrachtet und kann neben Herzrate und Rhythmus auch lebensbedrohliche Durchblutungsstörungen ausgewerten ganz kann ohne Einweisung eines Arztes verwendet werden. Der Nutzer wird zunächst durch eine Referenzmessung geführt, welche die Vergleichsbasis für jede weitere EKG-Messung darstellt. Nach jedem Herz-Check erhält der Benutzer eine einfache Handlungsempfehlung in drei Stufen: neutral (keine EKG-Veränderungen), gelb (Arztbesuch in näherer Zukunft planen) und rot (sofort zum Arzt). Die Auswertung erfolgt innerhalb weniger Sekunden auf dem mobilen Endgerät (Apple oder Android). Der optionale Link zur Weiterleitung zu einem persönlichen Arzt ermöglicht es diesem nie dagewesene Daten zur Diagnose zu erhalten und eine effektive Therapie zu gestalten.

Zielgruppe für das mobile checken des Herzes sind Menschen zwischen 40 und 70 Jahren die ein Smartphone oder Tablet besitzen, mit typischen Herzbeschwerden, wie Herzstolpern, Brustschmerzen oder Schwindelgefühl, mit oder ohne Diagnose eines Arztes. Betroffene stehen oftmals vor dem Problem auch nach einer Untersuchung, z.B. mit einem Langzeit- oder Ruhe-EKG, keine abschliessende Diagnose zu erhalten. Zwischen dem Auftreten der Symptome und der Untersuchung ist oftmals zu viel Zeit vergangen.

Auf der Basis von mehr als 30.000 EKG-Daten, ermöglicht es Diagnosen am Herzen, präziser und im frühen Stadium zu erstellen. In Zukunft können mit Hilfe von Algorithmen Vorhersagen über kritische Herz-Ereignisse errechnet werden und neue Kenntnisse über deren Entstehung erhoben werden. www.cardiosecur.com

Keine Sorge mehr um Oma und Opa

Krankenhausaufenthalte älterer, chronisch kranker Patienten lassen sich durch das frühzeitige Erkennen von Verschlechterungen des Gesundheitszustandes verhindern. Durch die  Hilfe von intelligenten Algorithmen ist die Lösung ein Hausnotrufsystem. Damit lässt das Risiko für eine Krankenhauseinweisung innerhalb der nächsten 30 Tage vorherzusagen. So können Betroffene beim Hausarzt einbestellt oder von einem Pflegedienst ambulant behandelt werden, bevor sie stationär aufgenommen werden müssen.

Das Hausnotrufsystem von Philips CareSage wirkt der Neigung vieler Senioren entgegen, Sturzereignisse zu verschweigen oder zu bagatellisieren, weil sie niemandem zur Last fallen möchten. Der Marktführer aus den USA besteht aus einer Basisstation und einem am Handgelenk oder um den Hals getragenen Funksender. Erkennen die im Funksender integrierten Sensoren einen Sturz, lösen sie automatisch einen Notruf aus. Binnen kürzester Zeit meldet sich ein Mitarbeiter der Leitstelle - 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Auf dem Computerbildschirm sieht er die für den Kunden hinterlegte Adresse und weitere personenbezogene Daten, zum Beispiel Informationen zu Vorerkrankungen und verordneten Medikamenten, aber auch Kontaktdaten des Hausarztes oder von Angehörigen. Über die Freisprechanlage kann der Hilfebedürftige von überall in der Wohnung seine Situation schildern. Je nach Bedarf werden Nachbarn, Angehörige oder der Notarzt verständigt. Die Leitstelle bleibt so lange mit dem Kunden in Kontakt, bis Hilfe eingetroffen ist.

Um der Reduzierung des Kostendrucks im Gesundheitssystem beizutragen, ist die Einführung in Deutschland für 2017 geplant. In Nordamerika sind bereits sieben Millionen Senioren angeschlossen. www.philips.de

Dienstag, 11. Oktober 2016

Vom autonomen Fotoapparat zur vernetzten Camera.


Wurden vor Jahren noch in den Marktanalysen die Kameras pro Haushalt erfasst, so besitzen heute bereits rund dreiviertel der Bevölkerung ein Smartphone mit integrierter, voll vernetzter Kamera. Der Trend zur Vernetzung von Geräten und Maschinen, das Internet of Things (IoT), hat auch in der Kameraindustrie tiefgreifende Umwälzungen ausgelöst. Auch wenn die Kameras immer intelligenter und ihre Kommunikationsmöglichkeiten immer umfangreicher werden, bleiben die Schnittstellen zum Smartphone entscheidend. Das gilt nicht nur für die Nutzung von Funktionserweiterungen, sondern auch für die Fernsteuerung der immer leistungsstärkeren Aufnahmesysteme. Sogar professionelles Zubehör, wie beispielsweise mobile Studioblitzgeräte, nutzen Smartphones und entsprechende Apps zur komfortablen Einstellung und synchronisieren die Auslösung der Geräte. Die grösseren Displays der Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets erleichtern die Ausschnittwahl und damit auch die Fernsteuerung der Kamerasysteme und werden zu externen Zweitdisplays der Kameras. 

Die Aufnahmesysteme haben ein Niveau erreicht, das es Anwendern fast unmöglich macht, ein  technisch mangelhaftes Foto als Ergebnis zu erhalten. Das hat die Kamerahersteller dazu gebracht, den Fokus auf neue, bisher kaum für möglich gehaltene Erweiterungen der Fotografie zu legen.

Das Pixelrennen der Kamerahersteller wird auch in diesem Jahr erneut aufflammen. Die neue Trendthemen wie die Vernetzung, VR und AR, werden zusätzlich beherrschende Themen.